Xxiv. §.11. Das Ende der Gegenreformationen rc.
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genen Blicken ein neuer Hoffnungsstern für Deutschlands Zukunft
auf. In Brandenburg war 1640 der große Hohenzoller Friedrich
Wilhelm hervorgetreten, den man mit Recht den großen Kurfürst
genannt hat. Er fand sein Kurfürstenthum in einem Zustande, daß
es fast unmöglich schien, dies ausgemergelte, bis auf den letzten Tropfen
ausgesogene, aller seiner Reichthümer und der Hälfte seiner Bewohner
beraubte Land noch wieder zu einem wirthlichen und mächtigen Reichs-
gebiet zu machen. Friedrich Wilhelm übernahm diese Aufgabe
und hat ste durchgeführt. Er begann mit der Bildung eines eignen
festbesoldeten, wohlgeschulten Heeres, welches den Schweden wie den
Kaiserlichen, die in gleichem Frevelmuth im Brandenburgischen zu Hausen
pflegten, Achtung gebot. Dann schloß er einen Waffenstillstand mit
den Schweden und brachte, während die übrigen deutschen Länder noch
unter der blutigen Geißel des Krieges seufzten, allmälig Ruhe und
Ordnung in sein zerrüttetes Land zurück. Er wußte Ostpreußen,
welches er noch von Polen zu Lehen trug, in ein unabhängiges Besitz,
thum zu verwandeln und verband es mit Brandenburg und mit Ven
westlichen Provinzen Cleve, Mark und Ravensberg, sammt den im osna-
brückschen Frieden gewonnenen Stiftern Minden, Halberstadt und Mag-
deburg nebst Hinterpommern durch weise Einrichtungen zu einem
Staatsganzen, welches allmälig zu dem Ansehen und der Selbständig-
keit einer europäischen Großmacht sich entwickeln sollte. Kraft, Frische,
Gedeihen, Erneuerung des Wohlstandes, eine Achtung gebietende
Macht zu Lande und zur See, das Alles finden wir in Friedrich
Wilhelm's Gebieten, wie sonst nach dem dreißigjährigen Kriege in
keinem deutschen Lande weiter. Er ist aber nicht bloß der Gründer
der preußischen Größe, sondern auch der Wiederhersteller deutscher
Ehre. Denn er war der einzige und der erste deutsche Fürst, welcher
den übermüthigen Schweden und Franzosen wieder nachdrückliche Be-
weise deutscher Tapferkeit und Kriegsüberlegenheit gab, so am Rhein,
so in Polen, vor Warschau, ganz absonderlich aber in der ruhmreichen
Schlacht bei Fehrbellin 1675.
§. 11. Das Ende der Gegenreformationen und der re-
ligiösen Bedrückungen.
Der dreißigjährige Krieg, sahen wir, war keineswegs ausschließlich
oder auch nur vorzugsweise ein Religionskrieg gewesen. Eben so sehr,
ja mehr noch war er von allem Anfang an ein Kampf um die kai-
serliche Macht, dann ein Kampf um den schwedischen Einfluß, endlich
ein ganz gewöhnlicher Räuberkrieg, wo es sich um Nichts weiter han-
delte, als dem Feinde einen Strich Land abzugewinnen. Schon gleich
anfangs, mehr noch gegen das Ende hin dienten im kaiserlich wallen-
steinischen Heer ebensoviel Protestanten, wie im mansfeldischen und
anhaltischen Heerhaufen Katholiken. Nach Gustav Adolf's Tode
wurde das wilde Durcheinander noch allgemeiner und ärgerlicher,
am Ende kam's so weit, daß in den meisten Gefechten Katholiken auf
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Extrahierte Personennamen: Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich
Wilhelm's Friedrich Gustav_Adolf's Gustav
Xxv. §. 5. Preußens Herrlichkeit unter Friedrich Ii. rc. 579
resia, Kaiser Franzi., aufbieten. Aber die erregte keinen Schrecken
mehr, sondern nur Spott und Heiterkeit. Seitdem das deutsche Reich
in Trümmer gegangen war, war auch die deutsche Kriegsverfassung,
mit der es nie sehr glänzend gestanden hatte, in völlige Nichtigkeit
aufgelöst. Nur Sachsen konnte für Preußen noch gefährlich werden,
weil das sächsische Gebiet so tief in das Herz des preußischen Staa-
tes hineinragte. Deshalb galt auch die erste Unternehmung Fried--
rich's der sächsischen Armee, die er gefangen nahm, und dem
sächsischen Lande, welches er unter preußische Verwaltung stellte.
(Der katholische Kurfürst August Iii. sammt seinem katholischen Mi-
nister Brühl flüchtete zur Freude seiner Unterthanen nach Polen, des-
sen tief entwürdigte Königskrone schon der Vater Augustii. um den
Preis des Confessionswechsels 1697 sich erworben hatte.) Dann schlug
er die Oestreicher bei Lobositz und Prag, konnte sich aber doch
in Böhmen nicht halten, da er die Schlacht bei C oll in verlor. Die
übermüthigenfranzosen schlug er bei Roßbach, die Oestreicher aber-
mals bei Leuthen. Nur die Russen konnte er von seinem Ost-
preußen nicht abwehren, sie besetzten das ganze Land, sie rückten bis
an die Oder vor und bedrohten Berlin; sie ließen sich auch durch den
Sieg, den Friedrich bei Zorndorf über sie gewann, nicht zurück-
treiben, sondern vereinigten sich mit dem östreichischen Heere, das in
Schlesien stand, und warfen in der mörderischen Schlacht bei Kuners-
dorf 1759 Friedrich's ganze Armee auseinander. Und nun folgte
ein Unglück nach dem andern. Halb Schlesien, halb Sachsen, halb
Pommern, halb Brandenburg war in Feindes Händen, Ostpreußen
gehörte den Russen, in den rheinischen und westphälischen Besitzungen
Friedrich's schalteten die Franzosen. Die Engländer, welche mit
Geld und Truppen dem König im nordwestlichen Deutschland beige-
slanden hatten, fingen an sich zurückzuziehen; der Kern der preußischen
Armee lag auf den Schlachtfeldern begraben oder schmachtete in Kriegs-
gefangenschaft, die neu angeworbenen Recruten konnten das nicht lei-
sten, was Friedrich von seinen tapferen Veteranen zu fordern ge-
wohnt war, die Hülfsmittel des Landes waren erschöpft, der Schatz
leer, Friedrich oft nahe am Verzweifeln. Aber der Herr, der sich
an dem preußischen Staate und an Friedrich selber bis dahin so
hoch verherrlicht hatte, führte ihn nur deshalb in die Tiefe, um ihn
mit seiner allmächtigen Hand emporzuheben und zu Ehren zu bringen.
Nicht durch eigne Kraft würde Friedrich sein Ziel erreicht haben,
so herrliche Gaben er auch empfangen hatte, nicht die Siege bei
Liegnitz und bei Torgau vermochten ihn zu retten, sie dienten
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Franzi August Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Polen Lobositz Prag Roßbach Berlin Schlesien Sachsen Brandenburg Deutschland Liegnitz Torgau